Projektname
Tømmertank
Verfasser
Thalia Budin, Carolina Gruhn, Philipp Merbeler
Institution
TU Berlin
Kategorie
Gebäude und Ensemble
Nutzung
Mehrfachnutzung
Typologie
Halle
Baumaßnahme
Neubau
Adresse
Quedlinburger Str. 11, 10589 Berlin - Charlottenburg
Entwurfsjahr
2020
Bauweise /Tragstruktur
Holzskelettbau
Bilder
Pläne
Axonometrie
Lageplan
Grundrisse
Schnittperspektive
Schnitte
Ansichten
Details
Piktogramme
Die im akademischen Rahmen gestellte Entwurfsaufgabe bestand darin, sich mit dem vorwiegend stillgelegten Industriegelände südlich des Mierendorffkiezes in Berlin Charlottenburg auseinanderzusetzen und dort einen Entwurf zum Thema Urban Production vorzuschlagen. Die von uns vorgeschlagene innerstädtische Holzbauproduktion Tømmertank (norweg. Holzbautank) verortet sich im südöstlichen Teil des Betrachtungsgebiet. Seit den 70er Jahren diente das über 20.000 Quadratmeter große Grundstück der Lagerung von Erdöl in zehn eindrucksvollen Stahltanks. Mit Blick auf die Notwendigkeit der Energiewende entschlossen wir uns dazu, die zentrale Fläche dem Holzbau und somit nicht nur dem Thema innerstädtischer Produktion sondern auch der ressourceneffizienten Nachverdichtung zu widmen.
Zur Herrichtung des Grundstücks müssen neun von den zehn Stahltanks aus den 70er Jahren rückgebaut werden. Im Sinne eines zirkulären Bauablaufs soll der Stahl zu Streckmetall recycelt werden und so an der Fassade des Neubaus als Sonnenschutz eine neue Funktion auf dem Gelände bekommen. Die An- und Ablieferung der Güter erfolgt über das Lager und den vorgelagerten Hof im nordwestlichen Teil des Grundstücks. Die verschränkten Hallenkörper, in welchen Rahmenbauteile, Brettsperrholzplatten und Raummodule hergestellt werden, überschneiden sich in einer Mittelachse. Diese dient der Verteilung auf drei Ebenen. Im UG, welches auf dem aktuellen Geländeniveau liegt und somit ebenerdig zu den Hallenböden ist, verläuft ein sechs Meter breiter Servicestrang.
Im Erdgeschoss verteilt eine Achse die Mitarbeiter:innen. Der breite Gang schafft eine Sozialzone, welche Treffpunkt und Erschließung in Einem ist. Im Bereich der Höfe trifft die Achse auf die Bürokörper, welche als Kuben auf Hofbreite am Gebäude andocken. Durch die Mittelachse auf Hofhöhe kann das Gebäude Betreten und Verlassen werden. Über dem Erdgeschoss läuft eine Schwerlastbahn, welche die Produkte, die von den Hallenkrähnen aufgeladen werden, zwischen den Hallen verteilt.
Die Konstruktion des Gebäudes teilt sich in zwei Teile. Die auf Geländeniveau abgesenkten Hallen formen bis zum Straßenniveau eine 2,5m hohe Stahlbetonwanne. Über den Betonwannen erhebt sich eine monumentale Holzstruktur. In einem sechs Meter Raster lagern 70x70cm Brettsperrholzstützen auf 30cm hohen Betonsockeln, welche wiederum auf der Betonwanne lagern. In Ost-West Richtung spannt 10 Meter über dem Straßenniveau ein drei Meter hohes Fachwerk, welches ebenfalls aus Brettsperrholz gefertigt ist. Das Fachwerk ist nach Norden orientiert und außen verglast. So werden die Hallen nicht nur über die Fassade sondern auch über das Dach belichtet. Der nach Süden gerichtete Teil des Sheds ist mit seinem 25-Grad-Winkel perfekt geeignet zur Anbringung von Solarpaneelen. Bei Ausnutzung der gesamten opaken Dachfläche würde das Produktionsgebäude die Stadt nicht nur mit ressourceneffizienten Elementen zur Nachverdichtung von Innen beliefern können, sondern zudem auch eine innerstädtische Energiequelle darstellen.
Das Projekt widmet sich dem Holzbau auf einer Vielzahl an Ebenen. Zum einen ist es selbst zum großen Teil aus Holz gefertigt und zeigt, dass auch große Spannweiten von Gebäuden mit industrieller Nutzung in Holz gedacht werden können. Neben dem Aufzeigen der technischen Machbarkeit, beweist der Baukörper, dass die Schaffung eindrucksvoll monumentaler Atmosphären im Holzbau möglich ist. Durch die Materialität wirkt die Architektur trotz seiner Ausmaße nicht fremd, sondern angenehm natürlich. Doch abgesehen von dem Baukörper selbst, widmet sich das Projekt auch in seiner Funktion voll und ganz dem Thema Holzbau. Die Holzbaufertigteilproduktion, die hier in das Zentrum der Stadt geholt wird, ermöglicht die ressourceneffiziente Nachverdichtung Berlins von Innen heraus. Mit den öffentlichen Funktionen, wie der Prototyping Werkstatt und dem Pavillion im südöstlichen Grundstücksteil, wird zudem zur Bildung der Bevölkerung im Bereich Holzbau beigetragen.
Östlich des Produktionsgebäudes sieht der Entwurf eine an das Spreeufer angrenzende Freizeitanlage vor, welche sich dem Thema Sport widmet und der Öffentlichkeit nicht nur qualitativen Außenraum zur Verfügung stellt, sondern auch die Möglichkeit gibt, sich der Produktion zu nähern. Dies wird durch die sich im Süden befindliche Prototypingwerkstatt verstärkt. Sie beschäftigt sich mit Innovationen rund um den Baustoff Holz und ist am Wochenende für Anwohner:innen geöffnet. Zudem siedelt sich östlich der Prototypingwerkstatt - im südlichen Teil des Parks - ein täglich für die Öffentlichkeit zugänglicher Pavillon an, welcher ein Café, eine Ausstellungsfläche sowie Seminar- und Tagungsräume für Veranstaltungen rund um das Thema Ressourceneffizient Bauen mit Holz anbieten soll.
Mit dem Entwurf wird die in den letzten Jahrzehnten verlorene Brücke zwischen Urbanität und industrieller Produktion neu geschlagen. Dem Team der Architekt:innen war es wichtig, bei dem Thema Urban Production nicht das nächste Start-Up-Hub mit 3D-Druckern vorzuschlagen, sondern sich dem Thema großformatiger Produktion zu widmen und ein Beispiel für ressourceneffizientes Bauen zu entwerfen. Die Herausforderung im Entwurfsprozess bestand darin, dass für eine Holzbauproduktion erforderliche Maß an Grundfläche und Funktionalität in den urbanen Kontext einzubetten und für die Anwohner:innen zugänglich zu machen ohne dabei die industriellen Abläufe zu behindern. Durch die aus drei vertikal gestapelten Komponenten bestehende Transportachse, können die Hallen auf Grundrissebene auseinander gezogen und so mit dem Stadtraum verschränkt werden. Die so geschaffenen Höfe dienen als qualitative Außenräume, welche den Austausch von Mitarbeiter:innen und Anwohner:innen fördern und dem Gebäude eine urbane Kubatur verleihen. Produktions- und Sozialbereiche verschränken sich nicht nur horizontal, sondern auch vertikal. So bewegen sich Mitarbeiter:innen und Passant:innen auf einer Ebene mit dem Straßenniveau, während die Produktionsvorgänge gut einsehbar auf einer tieferen Ebene stattfinden und die Querverteilung zwischen den Hallen automatisiert vier Meter über dem Straßenniveau vonstatten geht. Die Urbanität des Industriebaus wird zudem durch die partizipative Prototypingwerkstatt und den Pavillon mit öffentlicher Nutzung auch programmatisch sichtbar. Die innerstädtische Lage schafft kurze Lieferwege für die städtische Nachverdichtung von Innen und hat im Sinne des Konzeptes Produktiver Stadt einen Vorteil gegenüber herkömmlicher Produktionsketten.
Projektname
Tømmertank
Verfasser
Thalia Budin, Carolina Gruhn, Philipp Merbeler
Institution
Kategorie
Nutzung
Mehrfachnutzung
Typologie
Halle
Baumaßnahme
Neubau
Adresse
Quedlinburger Str. 11, 10589 Berlin - Charlottenburg
Entwurfsjahr
2020
Bauweise /Tragstruktur
Holzskelettbau
Die im akademischen Rahmen gestellte Entwurfsaufgabe bestand darin, sich mit dem vorwiegend stillgelegten Industriegelände südlich des Mierendorffkiezes in Berlin Charlottenburg auseinanderzusetzen und dort einen Entwurf zum Thema Urban Production vorzuschlagen. Die von uns vorgeschlagene innerstädtische Holzbauproduktion Tømmertank (norweg. Holzbautank) verortet sich im südöstlichen Teil des Betrachtungsgebiet. Seit den 70er Jahren diente das über 20.000 Quadratmeter große Grundstück der Lagerung von Erdöl in zehn eindrucksvollen Stahltanks. Mit Blick auf die Notwendigkeit der Energiewende entschlossen wir uns dazu, die zentrale Fläche dem Holzbau und somit nicht nur dem Thema innerstädtischer Produktion sondern auch der ressourceneffizienten Nachverdichtung zu widmen.
Zur Herrichtung des Grundstücks müssen neun von den zehn Stahltanks aus den 70er Jahren rückgebaut werden. Im Sinne eines zirkulären Bauablaufs soll der Stahl zu Streckmetall recycelt werden und so an der Fassade des Neubaus als Sonnenschutz eine neue Funktion auf dem Gelände bekommen. Die An- und Ablieferung der Güter erfolgt über das Lager und den vorgelagerten Hof im nordwestlichen Teil des Grundstücks. Die verschränkten Hallenkörper, in welchen Rahmenbauteile, Brettsperrholzplatten und Raummodule hergestellt werden, überschneiden sich in einer Mittelachse. Diese dient der Verteilung auf drei Ebenen. Im UG, welches auf dem aktuellen Geländeniveau liegt und somit ebenerdig zu den Hallenböden ist, verläuft ein sechs Meter breiter Servicestrang.
Im Erdgeschoss verteilt eine Achse die Mitarbeiter:innen. Der breite Gang schafft eine Sozialzone, welche Treffpunkt und Erschließung in Einem ist. Im Bereich der Höfe trifft die Achse auf die Bürokörper, welche als Kuben auf Hofbreite am Gebäude andocken. Durch die Mittelachse auf Hofhöhe kann das Gebäude Betreten und Verlassen werden. Über dem Erdgeschoss läuft eine Schwerlastbahn, welche die Produkte, die von den Hallenkrähnen aufgeladen werden, zwischen den Hallen verteilt.
Die Konstruktion des Gebäudes teilt sich in zwei Teile. Die auf Geländeniveau abgesenkten Hallen formen bis zum Straßenniveau eine 2,5m hohe Stahlbetonwanne. Über den Betonwannen erhebt sich eine monumentale Holzstruktur. In einem sechs Meter Raster lagern 70x70cm Brettsperrholzstützen auf 30cm hohen Betonsockeln, welche wiederum auf der Betonwanne lagern. In Ost-West Richtung spannt 10 Meter über dem Straßenniveau ein drei Meter hohes Fachwerk, welches ebenfalls aus Brettsperrholz gefertigt ist. Das Fachwerk ist nach Norden orientiert und außen verglast. So werden die Hallen nicht nur über die Fassade sondern auch über das Dach belichtet. Der nach Süden gerichtete Teil des Sheds ist mit seinem 25-Grad-Winkel perfekt geeignet zur Anbringung von Solarpaneelen. Bei Ausnutzung der gesamten opaken Dachfläche würde das Produktionsgebäude die Stadt nicht nur mit ressourceneffizienten Elementen zur Nachverdichtung von Innen beliefern können, sondern zudem auch eine innerstädtische Energiequelle darstellen.
Das Projekt widmet sich dem Holzbau auf einer Vielzahl an Ebenen. Zum einen ist es selbst zum großen Teil aus Holz gefertigt und zeigt, dass auch große Spannweiten von Gebäuden mit industrieller Nutzung in Holz gedacht werden können. Neben dem Aufzeigen der technischen Machbarkeit, beweist der Baukörper, dass die Schaffung eindrucksvoll monumentaler Atmosphären im Holzbau möglich ist. Durch die Materialität wirkt die Architektur trotz seiner Ausmaße nicht fremd, sondern angenehm natürlich. Doch abgesehen von dem Baukörper selbst, widmet sich das Projekt auch in seiner Funktion voll und ganz dem Thema Holzbau. Die Holzbaufertigteilproduktion, die hier in das Zentrum der Stadt geholt wird, ermöglicht die ressourceneffiziente Nachverdichtung Berlins von Innen heraus. Mit den öffentlichen Funktionen, wie der Prototyping Werkstatt und dem Pavillion im südöstlichen Grundstücksteil, wird zudem zur Bildung der Bevölkerung im Bereich Holzbau beigetragen.
Östlich des Produktionsgebäudes sieht der Entwurf eine an das Spreeufer angrenzende Freizeitanlage vor, welche sich dem Thema Sport widmet und der Öffentlichkeit nicht nur qualitativen Außenraum zur Verfügung stellt, sondern auch die Möglichkeit gibt, sich der Produktion zu nähern. Dies wird durch die sich im Süden befindliche Prototypingwerkstatt verstärkt. Sie beschäftigt sich mit Innovationen rund um den Baustoff Holz und ist am Wochenende für Anwohner:innen geöffnet. Zudem siedelt sich östlich der Prototypingwerkstatt - im südlichen Teil des Parks - ein täglich für die Öffentlichkeit zugänglicher Pavillon an, welcher ein Café, eine Ausstellungsfläche sowie Seminar- und Tagungsräume für Veranstaltungen rund um das Thema Ressourceneffizient Bauen mit Holz anbieten soll.
Mit dem Entwurf wird die in den letzten Jahrzehnten verlorene Brücke zwischen Urbanität und industrieller Produktion neu geschlagen. Dem Team der Architekt:innen war es wichtig, bei dem Thema Urban Production nicht das nächste Start-Up-Hub mit 3D-Druckern vorzuschlagen, sondern sich dem Thema großformatiger Produktion zu widmen und ein Beispiel für ressourceneffizientes Bauen zu entwerfen. Die Herausforderung im Entwurfsprozess bestand darin, dass für eine Holzbauproduktion erforderliche Maß an Grundfläche und Funktionalität in den urbanen Kontext einzubetten und für die Anwohner:innen zugänglich zu machen ohne dabei die industriellen Abläufe zu behindern. Durch die aus drei vertikal gestapelten Komponenten bestehende Transportachse, können die Hallen auf Grundrissebene auseinander gezogen und so mit dem Stadtraum verschränkt werden. Die so geschaffenen Höfe dienen als qualitative Außenräume, welche den Austausch von Mitarbeiter:innen und Anwohner:innen fördern und dem Gebäude eine urbane Kubatur verleihen. Produktions- und Sozialbereiche verschränken sich nicht nur horizontal, sondern auch vertikal. So bewegen sich Mitarbeiter:innen und Passant:innen auf einer Ebene mit dem Straßenniveau, während die Produktionsvorgänge gut einsehbar auf einer tieferen Ebene stattfinden und die Querverteilung zwischen den Hallen automatisiert vier Meter über dem Straßenniveau vonstatten geht. Die Urbanität des Industriebaus wird zudem durch die partizipative Prototypingwerkstatt und den Pavillon mit öffentlicher Nutzung auch programmatisch sichtbar. Die innerstädtische Lage schafft kurze Lieferwege für die städtische Nachverdichtung von Innen und hat im Sinne des Konzeptes Produktiver Stadt einen Vorteil gegenüber herkömmlicher Produktionsketten.
Berlin Brandenburg
Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
Am Köllnischen Park 3
10179 Berlin
NATURAL BUILDING LAB
constructive design &
climate adaptive architecture
Straße des 17. Juni 152
10623 Berlin
Technische Universität Berlin
Institut für Architektur, Sek. A44
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